Bastelstube
Schmiernippel: Wann und womit füllen? - Druckversion

+- Bastelstube (https://www.bastelstube.wien/forum)
+-- Forum: Werkstatt (https://www.bastelstube.wien/forum/forumdisplay.php?fid=3)
+--- Forum: Kleine und große Probleme (https://www.bastelstube.wien/forum/forumdisplay.php?fid=72)
+--- Thema: Schmiernippel: Wann und womit füllen? (/showthread.php?tid=3185)

Seiten: 1 2


Schmiernippel: Wann und womit füllen? - AaTeWe - 01.11.2010

Hallo zusammen,

an meiner Schmidt-Lorch Oldtimer-Drehe sind an der Spindel oben zwei Schmiernippel (ich hoffe, die nennt man so) dran - die sind mit Fett gefüllt und pressen das Fett in die Achse, wenn man oben an ihnen dreht.

Jetzt habe ich in einem Katalog von L-S gelesen, dass diese Teile mit Öl gefüllt sein sollen - das bezog sich allerdings auf Uhrmacher-Drehmaschinen....

Nachdem mein Lager neulich mal klemmte frage ich mich dann doch, ob ich (oder mein Vorbesitzer) hier was falsch mache - was gehört in die Teile rein, und wie oft muss man sowas füllen? Ich hab bislang immer Allzweck-Fett benutzt...

Sehen kann man die Teile in meinem Keilriemen-Ersetzen Thread hier!

Danke & Gruß, Axel


RE: Schmiernippel: Wann und womit füllen? - capstan - 01.11.2010

Hallo Axel,

wenn die Schmiernippel nur einen Deckel mit einem kurzen Gewinde zum Verschließen besitzen, sind es Oelnippel.

Besitzen die Nippel oder deren Deckel hingegen ein langes Gewinde, dann sind es Fettnippel.
Sie werden, ähnlich einer Fettpresse, bis oben hin mit Fett gefüllt, dann wird der Verschlußdeckel nach unten gedreht, bis Fett deutlich an der Welle austritt.
Dabei die Welle drehen, um die gleichmäßige Fettverteilung zu erleichtern.
Überschüssiges Fett wird entfernt.
Das wiederholt man anfangs so oft, bis sauberes Fett an der Welle austritt, dann erst ist das Lager sicher mit frischem Fett versorgt.

Man sollte je nach Laufzeit der Maschine öfter etwas nachfetten, eine lange Lebensdauer ist der Lohn.
Man sollte sich angewöhnen, vor Arbeitsbeginn die Nippel erst eine Umdrehung nachzustellen.
Ein Putzlappen für überschüssiges Fett ist an einer Drehmaschine immer vorhanden.

Ich schmiere meine Drehmaschine täglich vor Arbeitsbeginn, so war das bei und früher auch im Betrieb Sitte.

Gruß

Bernd


RE: Schmiernippel: Wann und womit füllen? - AaTeWe - 01.11.2010

Hallo Bernd,

ok, dann sind es Fettnippel... Man kann sie wie eine Fettpresse benutzen, das hatte ich auch gemacht, mich hat nur der Eintrag im Katalog etwas nervös gemacht - zumal die Achse halt auch schon einmal etwas geklemmt hat... Ok, das Teil ist zwischen 70 und 100 Jahren alt, in der Zeit kann kann viel passiert sein...

Ist das verwendete Fett kritisch, oder kann ich bei meinem Allzweckfett bleiben?

Aktuell arbeiten die Lager ausgezeichnet - wäre es trotzdem vielleicht sinnvoll, das Ganze mal zu zerlegen und zu reinigen?

Danke & Gruß, Axel


RE: Schmiernippel: Wann und womit füllen? - dieter65 - 01.11.2010

Hallo Axel
Das sind Staufferbüchsen.

Ist so eine Art Fettpresse.
Das Fett wird durch drehen in die zu schmierendenn Lager gepresst.
Da muß Fett rein.
Öl währe zu dünn für die Staufferbuchse.[/u]

Gruss Dieter


RE: Schmiernippel: Wann und womit füllen? - AaTeWe - 01.11.2010

Hallo Dieter,

wieder was gelernt: http://de.wikipedia.org/wiki/Staufferb%C3%BCchse

Vielen, lieben Dank!

Gruß, Axel


RE: Schmiernippel: Wann und womit füllen? - TeraVolt - 01.11.2010

Hallo Axel,

die Dinger auf dem Spindelstock sehen schon so aus wie Staufferbuchsen, nur... waren die auch sicher ab Werk da drauf?

So rein vom Gefühl her würde ich sagen, die Drehzahl der Spindel ist viel zu hoch für Fettschmierung bei Gleitlagern. Nicht dass ich dich jetzt verunsichern will, aber wäre doch schade um die Lager. Vielleicht treibst du irgendwo noch ein Foto oder einen alten Katalog auf wo dein Maschinentyp abgebildet ist.

Was man früher gerne verwendet hat, waren die Unikum Tropföler. Vielleicht hat da vor dir schon mal jemand "verschlimmbessert" denn mit den Tropfölern gibt es halt immer eine Sauerei unter der Maschine. Andererseits bauen die Teile recht groß und würden wahrscheinlich beim Arbeiten im Weg sein.

Und wie schon gesagt wurde, vor Arbeitsbeginn alles abschmieren, und zwar so wie mein Meister sagte: "Mann gib acht, das Öl wächst nicht auf Bäumen ( Ap ) , eine Maschine von der das Öl tropft läuft nicht besser als eine richtig geschmierte."

Grüße,
Harald


RE: Schmiernippel: Wann und womit füllen? - UweT. - 01.11.2010

Hallo Axel,

ich möchte mich Harald´s Meinung anschliessen. Mir ist noch keine Drehmaschine mit Gleitlagern begegnet wo die Arbeitsspindellager in Fett laufen. Auf der Seite von Lathe´s UK kann ich auch nur Öler erkennen.Lathes Uk

Gruß
Uwe


RE: Schmiernippel: Wann und womit füllen? - AaTeWe - 01.11.2010

Hallo zusammen,

erst einmal ein Dankeschön für die rege Teilname.

Ich habe mir die entsprechende Stelle im Katalog nochmal angesehen: Da geht es zwar um die Uhrmacherdrehbänke, aber es ist von dünnflüssigem Öl die Rede.

Das hier abgebildete Exemplar hat einen Nippel für eine Fettpresse bzw. gar keinen - das ist im Prinzip das gleiche Modell wie meine.

Dieses Katalogbild dürfte einen Vorgänger meiner Maschine zeigen - da sind dann auch die Öler dran...

Hier ist mal eine Schnittzeichnung der WW, da sind zum ersten mal diese Töpfe dran. Hier bei einer LL. Hier in dieser Bedinungsanleitung ist auch von Öl die Rede...

Die Katalogsammlung ist RIESIG - da sind sogar Anleitungen zwischen. Leider ist sie auch sehr unübersichtlich... Meine Drehbank habe ich so nicht gefunden, aber ich vermute mal, dass sie ~1920-1930 herum gefertigt worden ist. Ach ja: Messen ist besser als hinterherplappern: Ich hab bislang immer erzählt, dass ich einen Spitzenhöhe von 150mm hätte: Stimmt nicht. Die Spitzenhöhe ist 100mm, das Bett ist (über alles) 800mm lang. Spitze zu Spitze dürften 350mm sein, und durch die Spindel passen 14.5mm.

Zurück zur Schmierung: Ich denke mal, dass das Ganze für den Betrieb mit Öl ausgelegt ist. Ich hab nirgendwo was von Fett gelesen. Dafür würde auch sprechen, dass die Lager im Betrieb recht warm werden, es wird auch ein Moment Laufzeit benötigt, um 'leichtgängig' zu werden.

Ich denke, ich werde mir mal passende Hakenschlüssel & einen neuen Keilriemen besorgen. Dann werde ich den Spindelstock mal zerlegen und reinigen und anschliessend mit Öl arbeiten - mal gucken, wo ich das herbekomme.

Danke & Gruß, Axel


RE: Schmiernippel: Wann und womit füllen? - TeraVolt - 02.11.2010

Hallo Axel,

in diesem Bild sieht man sehr schön wie es technisch gelöst ist. Die Töpfe dienen m.E. nur zum Einfüllen. Unterhalb der Spindel ist die Ölvorratskammer, wahrscheinlich mit einem Filz unter Federdruck zur Ölverteilung.

Weiterhin ist von Öl mit einer Viskosität von 1,5° Engler bei 50°C die rede. 1,5°E ist seeeehr dünnflüssig (Wasser hat 1°E)
Hab in einem alten Tabellenbuch eine Vergleichszahl gefunden:
1,5° Engler = 6,2 centiStokes (cSt) (mm²/s)

Zum Vergleich:
Das eigentlich dünnflüssige Dexron2 Automatikgetriebeöl hat bei 40°C = 35cSt (etwa 6,5°E) ist also ungeeignet.
Nähmaschinenöl von hier kommt mit 9,5 cSt bei 40°C dem schon viel näher.

Also lohnt sich die Arbeit die Spindel rauszubauen schon alleine wegen der Reinigung der Schmierkammern.

Grüße,
Harald


RE: Schmiernippel: Wann und womit füllen? - AaTeWe - 03.11.2010

Hallo zusammen,

vielen Dank nochmal für die Antworten - eine Frage hätte ich nun doch noch: Mit was reinige ich die Spindel am besten? Ich denke, ohne Lösungsmittel werde ich das Fett da wohl kaum rausbekommen...

...oder soll ich es mit dem Heissluftfön erwärmen, damit es rausläuft?

Danke & Gruß, Axel